Mösendampfbäder


„Wellness für untenrum“

Wenn Hollywood „Lady Steaming“ oder „Wellness für untenrum“ anbietet und dies mit nackten Frauenkörpern und der unvermeidbaren Blume für den Intimbereich bebildert, ist eine alte Methode zur Erbauung der Möse im Mainstream angekommen. Was wir regelmäßig freitags im Freudensalon praktizieren, kostet jetzt 50$, dauert 30 Minuten und dient vor allem der Reinigung. Damit passt das „vaginale Dampfbad“ in das von der Industrie marktwirksam als defizitär, -stinkend, angespannt und nervös - konstruierte Bild der Möse und letztendlich ihrer Trägerin. (Diese sitzt auf einer Vorrichtung über einer Schüssel mit heissem Wasser, aus der Kräuterdüfte empor steigen. Das soll den Intimbereich und vor allem die Gebärmutter reinigen, Hormone ins Gleichgewicht bringen und Nerven beruhigen.)

Klingt ganz nach den Therapiemethoden, die jahrhundertelang angewandt wurden, um die massenhaft verbreitete Hysterie zu behandeln. Weibliche „Dysfunktionen“ oder das Nicht Genügen der Frauen, auf die vorgeschriebene Art der heterosexuellen Penetrations-Sexpraktik zu kommen und glücklich zu sein, wurden auf die Gebärmutter zurückgeführt (hysteria, gr. Gebärmutter) und mit diversen Mitteln geheilt oder bekämpft. So praktizierte man in der Renaissance schon die „Subfumigation“. Die Patientin sass über einem Stövchen, aus dem je nach Diagnose an- oder abregende Düfte strömten. Zu Zwecken der Wirksamkeit wurde ein gelöcherter Dildo eingeführt, um die Möse offen zu halten. Im 18.Jahrhundert war man der Meinung, besser nichts einzuführen, da dies als verstärkender Faktor für das Leiden und daher als eher schädlich angesehen wurde. Man empfahl stundenlanges Reiten auf Pferderücken oder heftige Beckenbewegungen in einem Schaukelstuhl. Lange Reisen in der Kutsche und später im Zug mit bewusst holprigen Routen wurden eigens für die Frauenleiden ausgearbeitet und verschrieben. Im 19. Jahrhundert war Hydrotherapie angesagt, zu der Frauen in den berühmten Thermalbädern auf den Düsen saßen, und sich lokal „irrigieren“ und derart ihren Hormonhaushalt in Ordnung bringen liessen. Heute noch lässt sich an den strahlenden Gesichtern der Frauen erkennen, wo sich die Düsen in den Bädern befinden.

Weiter zurück in der Geschichte wird das Orakel von Delphi von der Priesterin über einer heissen Spalte verkündet, aus der spezielle Düfte strömen. Delphi, gr. bedeutet ebenfalls Gebärmutter. Prophetinnen waren in gutem Kontakt zu ihrem Bauchgehirn bzw. Zentrum, so dass sie das „Richtige“ voraussehen konnten. Genauso oder ähnlich empfiehlt sich das Mösendampfbad heute. Lass Kräuter deiner Wahl in heissem Wasser ziehen. Wenn du möchtest, kannst du dich vorher über die Wirkung der Kräuter informieren und entsprechend welche auswählen.
An frischen Kräutern kannst du alles nehmen, was in deinem Garten wächst oder dir unter die Hände kommt, solange du nicht mit deinem Becken eintauchst, kannst du nichts falsch machen. Nimm eine bis zwei Handvoll z.b. Oregan, Basilikum, Ringelblume oder Rosemarie einzeln oder als Mischung. Als Trockenblume ist Lavendel beruhigend, Kamille entzündungshemmend, Beifuss und Wermut bei Blasenproblemen. Benutze keine Öle, die viel zu konzentriert sind. Bevor du dich nackt darüber setzt, halte deine Hand über das Wasser und achte darauf, dass es nicht zu heiß ist. Wickle eine Decke oder ein großes Handtuch um dich herum und geniesse die Wärme solange, bis du das Gefühl hast, es wird kalt oder es reicht. Die Zuwendung und der Dampf wirken in jeder Hinsicht entspannend. Die Muskeln lockern sich, der Blutfluss wird angeregt und Menskrämpfe gelindert. Manche Frauen machen die Mösendampfbäder regelmäßig vor der Blutung, andere tun es zur Unterstützung ihrer Fruchtbarkeit.

Richtig Spass macht es in der Gruppe. Wenn es schon nicht mehr in den öffentlichen Badehäusern angeboten wird, trefft euch zum Mösendampfbad und macht ein Frauenritual daraus. Eure Mösen werden es lieben. Viva la Vulva!

Laura Méritt

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